Der Wasserstoff-Traum wird für kalifornische Autofahrer zum Scheitern verurteilt
Die Aussicht auf eine wasserstoffbetriebene Zukunft hat für Hunderte Autobesitzer in Kalifornien eine entmutigende Wendung genommen. Käufer von Toyotas Brennstoffzellen-Flaggschiff Mirai verklagen nun den Autohersteller und mehrere wichtige Partner, darunter Tankstellenbetreiber. Sie behaupten, sie seien über die Rentabilität des Wasserstofftankstellennetzes getäuscht worden. Angesichts der bröckelnden Infrastruktur und der steigenden Wasserstoffpreise müssen viele Mirai-Fahrer weiterhin Raten für Autos zahlen, die sie nicht mehr fahren.
Diese rechtlichen Gegenreaktionen kommen zustande, da Toyota, einst ein Pionier der wasserstoffbetriebenen Mobilität, zunehmend unter die Lupe genommen wird, ob das Unternehmen diese Technologie nicht voreilig auf einem unvorbereiteten Markt eingeführt hat.
Ein grünes Glücksspiel, das schiefgegangen ist
Sam D'Anna, Besitzer eines Mirai, hatte sein 75.000-Dollar-Auto kaum gefahren, als ihm klar wurde, dass er in Schwierigkeiten steckte. Nachdem er seinen Wasserstofftank aufgefüllt hatte, stellte er fest, dass die nächste Tankstelle außer Betrieb war und die nächste fast 40 Kilometer entfernt lag. Trotz der beeindruckenden, von der EPA geschätzten Reichweite des Mirai von 645 Kilometern konnte er aufgrund der niedrigen Tankanzeige nur 35 Kilometer weit fahren.
„Das ist schlimm. Mir ist das Herz in die Hose gerutscht“, erzählte D'Anna der Sacramento Bee.
D'Anna ist nun Teil einer Sammelklage gegen Toyota, den Wasserstofftankstellenbetreiber FirstElement Fuel, die Hydrogen Fuel Cell Partnership und den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom. Die Klage, die beim Los Angeles Superior Court eingereicht wurde, wirft den Beklagten Betrug, Fahrlässigkeit und Verstöße gegen Verbraucherschutzgesetze vor. Toyota soll wissentlich Fahrzeuge verkauft haben, die von einem unzureichenden Kraftstoff-Ökosystem abhängig waren, und Käufer in Kredite für Autos gelockt haben, die sie kaum nutzen können.
Derzeit parkt D'Annas Mirai unter einer Plane im Haus seines Vaters, während er weiterhin fast 1.100 Dollar monatlich dafür zahlt, zusätzlich zu einer monatlichen Rate von 1.200 Dollar für einen Ford F-150 Hybrid, den er 2023 kauft.
Infrastruktur, die nie verwirklicht wurde
Kaliforniens ehrgeizige Wasserstoffvision schien einst erreichbar. Der Bundesstaat investierte zig Millionen Dollar in den Aufbau eines Tankstellennetzes, während Autohersteller wie Toyota, Hyundai und Honda elegante, emissionsfreie Fahrzeuge mit komprimiertem Wasserstoffantrieb präsentierten. Die Vision war klar: Autofahrer könnten innerhalb von Minuten tanken und dabei nur Wasserdampf ausstoßen. Dies galt als bevorzugte Alternative zu den immer beliebter werdenden Elektrofahrzeugen.
Der Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur hinkt jedoch deutlich hinter den Marketingversprechen zurück. Laut Angaben der Hydrogen Fuel Cell Partnership gibt es in Kalifornien derzeit rund 50 Wasserstofftankstellen, und der Großkonzern Shell hat sich aus dem Markt zurückgezogen und mehrere Standorte geschlossen.
Selbst wenn Wasserstofftankstellen in Betrieb sind, gibt es oft Probleme mit der Wartung und eine unzuverlässige Versorgung. Darüber hinaus sind die Wasserstoffpreise in die Höhe geschossen. Wie die „Bee“ berichtet, ist eine Tankfüllung von 70 auf fast 200 Dollar gestiegen.
„Das Problem ist nicht die Technik, sondern alles, was damit zusammenhängt. Die Infrastruktur ist einfach noch nicht bereit“, erklärte Patrick Peterson, Autoexperte bei GoodCar.com.
Der Preis des Glaubens an eine Idee
Ricky Yap, ein weiterer Mirai-Besitzer, kaufte sein 2016er Modell im Jahr 2020 für 16.000 Dollar, inklusive einer Prepaid-Tankkarte im gleichen Wert. Anfangs fand er das Tanken noch erträglich, doch bald verschlechterte sich die Situation. Die Schließung der Wasserstofftankstellen führte zu langen Wartezeiten an den wenigen verbliebenen Standorten, die Tankzeiten betrugen bis zu vier Stunden.
„Ich habe ihn sehr selten benutzt, einfach weil ich den Stress nicht mag“, erklärte Yap. Er kündigte schließlich seine Versicherung und meldete den Mirai als nicht fahrbereit an.
Die Klage wirft Toyota vor, die Verbraucher über die Zukunftsfähigkeit des Wasserstoff-Ökosystems getäuscht zu haben. Viele Käufer seien aus Umweltgründen und mit großzügigen Anreizen angelockt worden. Leider ist der Wiederverkaufswert dieser Wasserstofffahrzeuge stark gesunken.
Eine andere Klägerin, Parita Shah, berichtete von ihren Erfahrungen und gab bekannt, dass ihr Autohaus ihr für ihren 36.000 Dollar teuren Mirai lediglich 2.000 Dollar angeboten hatte, weil Tankstellen in der Nähe kurz nach ihrem Kauf geschlossen worden waren.
Klagen von Verbrauchern erhöhen den Druck
Im Juli 2025 organisierten frustrierte Mirai-Besitzer eine Demonstration in Los Angeles, um auf ihr „gebrochenes Versprechen“ aufmerksam zu machen. Die Demonstranten hielten Schilder mit der Aufschrift „Mirai ist eine Lüge“ und „Toyota hat einen großen Fehler gemacht“.
Jason Ingber, Anwalt mehrerer Mirai-Besitzer, sprach auf der Veranstaltung und warf Toyota vor, wissentlich ein Produkt innerhalb einer schwächelnden Infrastruktur zu verkaufen. „Das sind Marken, auf die sie sich verlassen konnten, und dann sagen sie ihnen: ‚Das ist die nächstbeste Alternative!‘, und es stellt sich heraus, dass es das nicht ist“, bemerkte Ingber.
Autohersteller bieten begrenzte Erleichterungen
Als Reaktion auf die wachsenden Bedenken hat Toyota die Probleme mit der Kraftstoffversorgung eingeräumt und bestätigt, dass der Verkauf neuer Mirais im Raum Sacramento bereits vor über einem Jahr eingestellt wurde. Das Unternehmen erklärte, es bearbeite die betroffenen Kunden fallweise.
Obwohl Mietwagen und Servicegutschriften als Abhilfe vorgeschlagen wurden, argumentieren die Kläger, dass dies keine nachhaltigen Lösungen seien. Shah beispielsweise ist auf mehrere Kurzzeitmietwagen angewiesen und muss diese alle 25 Tage wechseln, während sie weiterhin monatlich 326 Dollar für ein Auto zahlt, das sie nicht nutzen kann.
Hyundai, das auch den wasserstoffbetriebenen SUV Nexo vertreibt, hat ähnliche 21-tägige Mietoptionen angeboten und wegen möglicher Wasserstofflecks und Brandgefahr einen Rückruf für etwa 1.600 Nexo-SUVs herausgegeben.
Ein schrumpfender Markt
Seit 2012 wurden in Kalifornien weniger als 18.000 wasserstoffbetriebene Fahrzeuge verkauft, wobei Toyota die deutliche Mehrheit davon ausmachte. Die Verbreitung dieser Fahrzeuge hat sich jedoch drastisch verlangsamt. Im Gegensatz dazu gibt es in Kalifornien mittlerweile Millionen von batteriebetriebenen Elektro- und Hybridfahrzeugen.
Auch die staatliche Unterstützung für die Wasserstofftankstellen-Infrastruktur ist zurückgegangen. Die Finanzierung ist von etwa 20 Millionen Dollar auf 15 Millionen Dollar jährlich gesunken und geht nun über Tankstellen für leichte Nutzfahrzeuge hinaus.
Der ehemalige Senator und aktuelle Mirai-Besitzer Josh Newman äußerte sich frustriert: „Ich gebe dem Staat die Schuld. Eigentlich sollten wir bis 2025 200 Tankstellen für leichte Wasserstofffahrzeuge in Betrieb haben.“
Eine warnende Geschichte zum Thema Cleantech
Trotz Toyotas anfänglicher, mutiger Investition in die Wasserstofftechnologie bleibt die Zukunft der wasserstoffbetriebenen Mobilität ungewiss. Zwar könnte die Technologie in bestimmten Branchen noch ihre Nische finden, doch das Vertrauen der Verbraucher in Wasserstofffahrzeuge ist erschüttert, und die Infrastruktur bleibt für diejenigen, die sich frühzeitig für Wasserstoff entschieden haben, unzuverlässig.
Diese Erfahrung dient Verbrauchern, die sich für die Vision eines wasserstoffbetriebenen Transports begeistern, als Warnung. „Die Menschen wollen etwas, auf das sie sich verlassen können“, kommentierte Alex Black, Chief Marketing Officer bei EpicVIN. „Und sie wollen, dass es einfach ist. Wasserstoff ist noch nicht so weit.“
Für Mirai-Besitzer verkörpern die laufenden Zahlungen für ungenutzt herumstehende Autos die ernüchternde Realität der wasserstoffbetriebenen Zukunft, auf die sie einst gehofft hatten.